29.01.2024
Kongressbericht AASLD 2023
Update AASLD – Die neuesten Highlights aus der Hepatologie
Auch der diesjährige AASLD-Kongress, der vom 10. bis 14. November in Boston stattfand, stellte ein gigantisches gewaltiges Event mit tausenden neuen Publikationen und Vorträgen dar. Die von AbbVie organisierte Veranstaltung „Update AASLD“ ist die zentrale Veranstaltung dazu, und bietet auf spannende und unterhaltsame Weise Einsicht in die Highlights der zentralen hepatologischen Themen des AASLD-Kongresses.
Update AASLD 2023
Der Kongress der American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) fand vom 10. bis 14. November 2023 in Boston statt. Im Rahmen der AbbVie-organisierten Veranstaltung Update AASLD im Nachgang des Kongresses, wurden die Highlights der hepatologischen Kernthemen des Kongresses zusammengefasst und in die Praxis eingeordnet.
Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Stefan Zeuzem, kam das Referent*innen-Team des Universitätsklinikums Frankfurt am Main am 13. Dezember 2023 im Gästehaus der Universität zusammen, um über die Highlights des AASLD zu berichten und zu diskutieren. Prof. Zeuzem eröffnete die Veranstaltung mit einem Kongressfazit, bevor er zu den einzelnen Highlight-Vorträgen und der Diskussion überleitete.
Im Auftaktvortrag referierte Dr. Kathrin Sprinzl über die wichtigsten Kongress-Ergebnisse zur Hepatitis-B- und -D-Therapie. Eine Vergleichsstudie ergab, dass nach einem Kohorten-Matching das Risiko einer Entwicklung von hepatozellulärem Karzinom (HCC) bei Patient*innen mit chronischer Hepatitis B unter Therapie mit Tenofovir und Entecavir gleichwertig ist. Außerdem stellte Dr. Sprinzl Parameter vor, die die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Stop-NUC-Ansatzes vorhersagen und ergänzte Daten zu einigen neu entwickelten Hepatitis-B-Therapien. In Bezug auf die Hepatitis D berichtete Dr. Sprinzl unter anderem über eine Phase-2-Studie, die die Kombinationstherapie von Bulevirtid und PEF-IFN-α untersucht. Außerdem hob sie hervor, dass eine Therapie mit Bulevirtid fortgeführt werden sollte, solange ein klinischer Nutzen zu erkennen ist.
PD Dr. Georg Dultz startete seinen Vortrag mit einer US-Studie, die eine Gegenüberstellung von SVR12 und SVR4 umfasste. Sein Fazit lautete: SVR4 hat eine hohe Aussagekraft, aber die klinische Relevanz ist nur bei unzuverlässigen Patient*innen gegeben (SVR4 ausreichend, falls SVR12 nicht vorliegt). Wichtiger ist es, dass die Patient*innen die Therapie vollständig einnehmen. Außerdem stellte PD Dr. Dultz die HELIOS-3-Studie vor, die eine Sofosbuvir/Velpatasvir-Behandlung der Hepatitis C beim Spezialisten mit der beim Nicht-Spezialisten vergleicht. Zentrale Ergebnisse sind, dass die Nicht-Spezialisten bei gleicher SVR-Rate schneller behandeln. In einer retrospektiven Analyse von Real-Life-Daten konnte gezeigt werden, dass die Effektivität und Sicherheit der 8-wöchigen Therapie mit Glecaprevir und Pibrentasvir bei akut Infizierten sicher und effektiv ist. Diese Therapie ist jedoch Off-Label und daher nicht zu empfehlen. In der Praxis sind die meisten Patient*innen mit einer HCV-Neudiagnose chronisch infiziert und können mit Hilfe des DGVS-Leitlinienaddendums, ohne ein 6-monatiges Abwarten auf die Bestätigung der persistierenden HCV-RNA, schnell behandelt werden. Eine Studie aus Sizilien zeigte, dass die Hepatitis C im Gefängnissetting sehr gut behandelbar ist. Außerdem verwies PD Dr. Dultz auf eine Studie aus Griechenland, die eine HCV-Reinfektion v.a. bei jüngeren Patient*innen und Patient*innen, die eine lange Drogenhistorie haben, nachwies. Zum Schluss stellte PD Dr. Dultz eine Studie aus China vor, die eine Verbesserung der Langzeitlebensqualität nach erfolgreicher HCV-Therapie zeigte. Dies bestätigt ähnliche Ergebnisse aus dem Deutschen Hepatitis C Register.
Prof. Fabian Finkelmeier erläuterte die neuesten Daten im Bereich HCC-Therapie. Er verwies darauf, dass die Kombinationstherapie Atezolizumab + Bevacizumab eine der neuen Standardtherapien beim HCC darstellt. Patient*innen mit milden immunvermittelten unerwünschte Ereignisse weisen bei dieser Kombinationstherapie die beste Ansprechrate auf. Die Himalaya-Studie führte Mitte 2023 zur Zulassung von Tremelimumab + Durvalumab als First-Line-Therapie des HCC. Ein Viertel der palliativen Patient*innen waren in dieser Studie nach ca. 5 Jahren noch am Leben, was eine sehr gute Überlebensrate darstellt. Prof. Finkelmeier erklärte, dass das HCC eine sehr hohe Rezidivrate hat, sodass eine adjuvante Therapie des HCC günstig sein könnte. Diese Frage muss jedoch abschließend ausgewertet werden, da die Analysezeitpunkte der Studien bisher zu früh waren. Für die EMERALD-1-Studie, TACE +/- Immuntherapie, werden Anfang 2024 positive Studienergebnisse erwartet. Abschließend stellte Prof. Finkelmeier noch einige vielversprechende Therapie-Entwicklungen zur Therapie des cholangiozelluläres Karzinoms (CCC) vor. Unter anderem die TOPAZ-1-Studie, die vielversprechende Ergebnisse zur Therapie des CCC mit GemCis + Durvalumab lieferte.
PD Dr. Marcus M. Mücke berichtete über die wichtigsten Kongress-Ergebnisse im Bereich cholestatische Lebererkrankungen (CLD) und Autoimmunhepatitis (AIH). Bei der primären biliären Cholangitis (PBC) stellt Ursodeoxycholsäure die First-Line- Therapie dar. Wenn diese nach 6 bis 12 Monaten nicht anspricht, dann sollte eine Second-Line-Therapie erfolgen. PD Dr. Mücke erläuterte, dass beim AASLD zwei neue Second-Line-Therapien in klinischen Studien als Late Breaker präsentiert wurden. Zum einen Seladelpar, das nach einem Jahr eine Ansprechrate von über 60 % und eine komplette Response bei 25 % der Patient*innen und zusätzlicher Abnahme des Juckreizes zeigt. Zum anderen Elafibranor mit kompletter Response bei 15 % und Ansprechrate von 51 % nach einem Jahr plus mit möglicher Verbesserung des Juckreizes. Außerdem widmete sich PD Dr. Mücke der Frage, ob es Patient*innen gibt, die von einer tiefen Remission profitieren. Tatsächlich scheint dies für Patient*innen mit hohem GLOBE Score der Fall zu sein. Zudem können die Faktoren junges Alter und hohe Lebersteifigkeit als Indikator für eine strengere Therapie mit Endpunkt der tiefen Remission dienen.
PD Prof. Anita Pathil-Warth erläuterte zu Anfang ihres Vortrags, dass die neue Nomenklatur der Fettlebererkrankungen auch beim AASLD ein großes Thema war. Global steigt die „Metabolic Dysfunction-associated Steatotic Liver Disease“ (MASLD) - Prävalenz bei Patient*innen mit Type 2 Diabetes Mellitus (T2DM). Außerdem stellt die Metabolic Dysfunction-associated Steatohepatitis (MASH) in einem amerikanischen Kollektiv die zweithäufigste Ursache für Lebertransplantation (LTX) dar. Zwei wichtige Endpunkte der MASH-Therapie sind die MASH-Resolution und Fibrose-Verbesserung. Für die Substanz Resmetirom konnten diese beiden Endpunkte in klinischen Studien erreicht werden. Die EMA-Zulassung der Substanz steht aber nach wie vor aus. PD Prof. Pathil-Warth stellte die Ergebnisse der DUET-Studie (Phase 2a) zur neuen Kombinationstherapie aus THRβ + FXR-Agonist vor. Es zeigte sich, dass THRβ einen alleinigen positiven Effekt auf die MASH hat, die Kombination der beiden Wirkstoffe brachte jedoch keinen Nutzen, sondern nur mehr unerwünschte Ereignisse. Die SYMETRY-Studie (Phase 2a) untersuchte die Behandlung mit Efruxifermin von Patient*innen mit kompensierter Zirrhose. Zu einem frühen Analysezeitpunkt konnte bereits eine MASH-Resolution und eine Tendenz zur Fibrose-Verbesserung gezeigt werden. Außerdem zeigte PD Prof. Pathil-Warth anhand einer weiteren Studie, dass die Behandlung mit Pegozafermin bei F4-Fibrose (wahrscheinlicher oder definitiver zirrhotischer Leberumbau) zu einer Fibrose-Verbesserung ohne Verschlechterung der MASH führt. Prof. Pathil-Warth erläuterte weiter, dass Aldafermin bei kompensierter Zirrhose sicher und verträglich ist. Darüber hinaus führte eine Triple-Therapie aus GIP/GLP-1/Glucagon in einer Phase-2-Studie zur signifikanten Verbesserung der Leberverfettung.
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Begrüßung und Überblick – Prof. Zeuzem
00:00:00 -
Hepatitiden B und D – Dr. Sprinzl
00:03:48 -
Diskussion
00:29:30 -
Hepatitis C – PD Dr. Dultz
00:39:10 -
Diskussion
00:52:22 -
Primäre Lebertumore – Prof. Finkelmeier
01:00:25 -
Diskussion
01:22:30 -
Cholestatische Lebererkrankungen – PD Dr. Mücke
01:29:52 -
Diskussion
01:55:26 -
Fettlebererkrankung – Prof. Pathil-Warth
02:11:00 -
Diskussion
02:32:45
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