11.07.2023


Hepatitis C in Deutschland

Erreichen wir die Elimination? Neuer HCV-Tracker informiert über Diagnose- und Behandlungszahlen


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Ziel ausgerufen, Hepatitis C bis zum Jahr 2030 zu eliminieren.1 Diesem Ziel hat sich die Bundesregierung angeschlossen.2 Doch wie steht es in Deutschland um die Diagnose und Therapie von Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV)? Ein online frei zugängliches Dashboard „HCV-Tracker“ (www.hcv-tracker.de) informiert neuerdings über die Entwicklung ab 2019. Der Tracker wird quartalsweise aktualisiert und zeigt, ob wir uns mit den Diagnose- und Behandlungszahlen dem WHO-Eliminationsziel nähern.


Die WHO stuft Hepatitis C als wesentliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit ein.1 Neben der Verringerung von Neuansteckungen sind die verstärkte Diagnose und Behandlung der HCV-Infektionen wichtige Säulen, um die folgenschwere Erkrankung auszumerzen. Bis zum Jahr 2030 sollen laut WHO die Zahlen der HCV-Neuinfektionen um 90% gesenkt, die Diagnose- und Behandlungsraten auf 90 % bzw. 80 % gesteigert und HCV-assoziierte Todesfälle um 65 % reduziert werden.1 Das Fundament, um diese Ziele zu erreichen, ist in Deutschland mit Screening-Angeboten sowie modernen, effektiven und gleichzeitig einfachen Therapien gelegt. Doch schaffen wir es auch, uns in den verbleibenden sieben Jahren den WHO-Zielen zu nähern?


Die Herausforderungen im Blick behalten

In Deutschland leben schätzungsweise ca. 189.000 Menschen mit einer HCV-Infektion.3 Eine Impfung zur Prävention von Hepatitis C gibt es bis dato nicht. Umso größere Bedeutung hat die verstärkte Diagnose und Therapie. Eine weitere Herausforderung: Die Behandlungszahlen bei Hepatitis C verlaufen in Deutschland nicht kongruent mit dem Anstieg der Diagnosen. Vielmehr zeigte sich in den letzten Jahren ein bedenklicher Trend zu einem Abfall bei den antiviralen Behandlungen.4 Und dies, obwohl heutzutage nahezu alle Patient*innen mit chronischer# Hepatitis C mit einem pangenotypischen DAA-Regime (direkt antivirale wirksame Arzneimittel) meist innerhalb von 8 bis 12 Wochen in der Regel nebenwirkungsfrei therapiert und in über 95 % der Fälle geheilt§ werden können.5,6


Der HCV-Tracker für Deutschland macht sichtbar, wo wir stehen

Um die Elimination der Hepatitis C in Deutschland zu unterstützen, hat die Deutsche Leberstiftung gemeinsam mit AbbVie Deutschland den HCV-Tracker ins Leben gerufen. Auf der Website werden Zahlen zu Neudiagnosen und antiviral behandelten Patient*innen präsentiert und regelmäßig aktualisiert. Die Zahlen sind ab dem Jahr 2019 bis dato im Zeitverlauf dargestellt und lassen sich sowohl auf Bundesebene als auch separat für die einzelnen Bundesländer abrufen. Die Ergebnisse liefern Informationen darüber, wo wir aktuell auf dem Weg zur Hepatitis-C-Elimination stehen und wo wir aufholen müssen.

Der HCV-Tracker für Deutschland ist frei zugänglich erreichbar unter www.hcv-tracker.de. Die Informationen lassen sich auch als PDF-Datei herunterladen. Ein Update der Zahlen gibt es einmal pro Quartal.


Woher kommen die Zahlen für den HCV-Tracker?

Der HCV-Tracker bezieht die Zahlen zu den Hepatitis-C-Neudiagnosen aus Veröffentlichungen des Robert Koch-Instituts.7 Die Anzahl der behandelten Patient*innen wird auf der Basis von IQVIA-Daten berechnet.8 Bei der Definition der pro Jahr zu erreichenden Zielwerte, um dem WHO-Eliminationsziel gerecht zu werden, dienen publizierte Modellierungen als Grundlage.9

# Eine Hepatitis C gilt als chronisch, wenn klinisch und laborchemisch keine akute (ikterische) Hepatitis und anamnestisch und laborchemisch kein Risiko für eine Übertragung des Virus bzw. keine Evidenz für eine Serokonversion in den letzten 6 Monaten vorliegt. In diesen Fällen kann eine antivirale Therapie umgehend begonnen werden.5

§ Als von einer chronischen Hepatitis C geheilt gelten Patient*innen, die 12 Wochen nach Behandlungsende ein anhaltendes virologisches Ansprechen (sustained virologic response, SVR12) aufweisen.



Wissenschaftliche Expertise hinter dem HCV-Tracker


Der HCV-Tracker ist in einer exklusiven Kooperation zwischen der Deutschen Leberstiftung und AbbVie Deutschland entstanden. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei der Deutschen Leberstiftung. Als wissenschaftliche Reviewer engagieren sich Bianka Wiebner (Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Leberstiftung), Prof. Dr. Heiner Wedemeyer (Deutsche Leberstiftung, Hepatitis B and C Public Policy Association und Medizinische Hochschule Hannover) sowie PD Dr. Stefan Christensen (Centrum für Infektiologie Münster).


  1. World Health Organization (WHO). Global Hepatitis Report, 2017; https://www.who.int/publications/i/item/9789241565455 [letzter Zugriff: 08.06.2023]
  2. Bundesministerium für Gesundheit; Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen, 2016. Verfügbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ [letzter Zugriff: 08.06.2023]
  3. Polaris Observatory HCV Collaborators. Lancet Gastroenterol Hepatol 2022; 7(5):396–415
  4. Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin 38; 22. September 2022. Im Internet unter: https://www.rki.de/ [letzter Zugriff: 08.06.2023]
  5. Sarrazin C et al. Z Gastroenterol 2020; 58(11):1107–1131
  6. Hüppe D et al. Z Gastroenterol 2019; 57(1):27–36
  7. Robert Koch-Institut. SURVSTAT@RKI 2.0 [Stand: 20.02.2023]. Verfügbar unter: https://survstat.rki.de/ [letzter Zugriff: 08.06.2023]
  8. Umrechnung der GKV-Packungen [Quelle: IQVIA. IQVIA Contract Monitor] in Patient*innen basierend auf Annahmen bzgl. der durchschnittlichen Therapielänge und PKV-Anteils
  9. Tergast TL et al. J Viral Hepat 2022; 29(7):536–42

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