14.02.2023


Stand der Elimination

Ziel für 2023: Auf Hepatitis C testen, testen, testen – und behandeln

 

Der Start in ein neues Jahr gibt oft die Gelegenheit, kurz innezuhalten und über Geschehenes und Zukünftiges nachzudenken. So auch in Bezug auf die Elimination von Hepatitis C bis 2030.


Bei der Bekämpfung von Hepatitis C hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein klares Ziel vor Augen: Bis zum Jahr 2030 soll die Infektionskrankheit eliminiert sein.1 Während einige Nationen bereits auf einem guten Weg sind, gibt es in anderen noch erheblichen Aufholbedarf.2-4 Auf dem Kongress der American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) im November 2022 wurde ein aktueller Stand vorgestellt:2 Welche Länder werden die Hepatitis-C-Elimination bis 2030 voraussichtlich erreichen, wo steht Deutschland im internationalen Vergleich – und welche Chancen können und sollten wir stärker nutzen?


Einige Länder liegen gut im Rennen, andere haben noch einen weiten Weg vor sich

Sarah Blach von der CDA Foundation präsentierte auf dem Kongress der AASLD neue Zahlen zum Fortschritt bei der Elimination des Hepatitis-C-Virus (HCV) auf nationaler Ebene.2 Die CDA Foundation ist eine international agierende Organisation mit einem Expert*innen-Team aus Epidemiologen, das sich mit den Auswirkungen von Hepatitis C und B in über 100 Ländern und Regionen der Welt befasst.3

Für die aktuelle Analyse zog die Arbeitsgruppe um Blach verschiedene Modellberechnungen heran. Diese basierten auf den Daten der Kalenderjahre 2020 und 2021. Mit einem Punktesystem bewerteten die Autoren verschiedene Aspekte, darunter auch die politischen Bemühungen in den einzelnen Ländern. Insgesamt lagen Informationen aus rund 60 Nationen vor.2

Beim „politischen Willen“ zur Elimination von Hepatitis C erreichten 25 Länder (42 %) und bei der „Finanzierung eines nationalen Programms“ zur Bekämpfung der Infektionserkrankung 33 Länder (54 %) einen Top-Score (d. h. 9 oder 10 von 10 möglichen Punkten). Allerdings bescheinigte die Arbeitsgruppe nur 14 Ländern, beim Hepatitis-C-Eliminationsziel bis zum Jahr 2030 tatsächlich auf einem guten Weg zu sein.2


In Deutschland steht die Ampel bei der Hepatitis-C-Elimination auf „gelb“

Die CDA Foundation aktualisiert ihre Schätzungen regelmäßig und veröffentlicht diese auf der Webseite der Organisation.3,4

Die Zielerreichung bei der Hepatitis-C-Elimination wird in ein Ampelsystem eingeteilt:

  • „grün“ für „auf Kurs“ (Zielerreichung bis 2030),
  • „gelb“ für „es wird daran gearbeitet“ (Zielerreichung vermutlich nach 2030, aber bis 2050),
  • „rot“ für „deutlicher Rückstand“ (Zielerreichung nach 2050). 

In den folgenden Ländern steht die Ampel mittlerweile auf grün: Frankreich, Spanien, Großbritannien, Dänemark, Norwegen, Finnland, Georgien, Ägypten, Kanada, Australien und Japan. In Deutschland, wie auch in 23 weiteren Ländern, steht die Ampel allerdings auf „gelb“.3


Wann können die Ziele zur Hepatitis-C-Elimination bei uns erreicht werden?

Anhand von Daten aus dem Jahr 2020 hat die CDA Foundation folgende Schätzungen für Deutschland extrapoliert:4

Es gibt bei uns nationale Strategien zur Beseitigung von Hepatitis C, allerdings werden die definierten Ziele der Elimination voraussichtlich erst im Zeitraum zwischen 2032 und 2038 erreicht werden.4 Um die Ziele doch noch bis 2030 zu erreichen, braucht es eine noch intensivere und konsequente Nutzung der verschiedenen Ansätze, die bereits implementiert sind. Dazu gehört beispielsweise das Hepatitis-C-Screening im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung (GU, Check-up 35), aber auch der weitere Abbau von Hürden bei der Überführung diagnostizierter HCV-Infektionen in die Behandlung.5

Aktuell leben in Deutschland schätzungsweise 189.000 Menschen mit einer Hepatitis-C-Erkrankung.6 Experten gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer bei den HCV-Infektionen hoch ist und die Diagnoserate bislang nur bei 37 % liegt.4


Erfolgsfaktor mit Potenzial: Testen, testen, testen – auch in Nicht-Risikogruppen

Mit der Ergänzung um das Screening auf eine HCV- und/oder Hepatitis-B-Virus (HBV)-Infektion in der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung hat Deutschland einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Seit dem 1. Oktober 2021 haben Versicherte ab 35 Jahren einmalig den Anspruch, sich beim niedergelassenen Arzt bzw. bei der niedergelassenen Ärztin im Rahmen der GU auf die Viruserkrankungen testen zu lassen.5 Dabei kann festgestellt werden, ob eine unentdeckte HCV- oder HBV-Infektion vorliegt. Für die Inanspruchnahme des Screenings auf Hepatitis C bzw. B wurden neue Gebührenordnungspositionen in den EBM aufgenommen.5 Darüber hinaus besteht weiterhin die Möglichkeit auf ein anlassbezogenes Screening von Risikogruppen, wie (ehemals) Drogengebrauchende, Männern die Sex mit Männer haben oder Menschen mit Migrationshintergrund aus Regionen mit hoher HCV-Prävalenz.


Entscheidend: Frühzeitig eine pangenotypische Therapie einleiten

Maßgeblich für die Elimination von Hepatitis C ist, dass positiv Getestete möglichst rasch eine adäquate Behandlung erhalten.7 Da Hausärzt*innen die Medikamente häufig nicht selbst einsetzen, spielt die Vernetzung zwischen Haus- und Fachärzt*innen ebenfalls eine bedeutende Rolle bei der Bekämpfung von Hepatitis C.

Seit dem S3-Leitlinien-Addendum im November 2020 wird ein sofortiger Therapiestart empfohlen, wenn HCV-RNA nachgewiesen ist und die typische Konstellation einer chronischen# HCV-Infektion vorliegt. Wichtig zu wissen: Hepatitis C ist mittlerweile bei nahezu allen Menschen schnell und gut verträglich heilbar§. Heilung bedeutet in diesem Fall, dass sich das Virus vollständig eliminieren lässt.7

Beim Einsatz direkt antiviral wirksamer Substanzen (direct acting antivirals, DAAs) mit pangenotypischem Ansatz kann die Therapie normalerweise ohne aufwendige Voruntersuchungen gestartet werden: Benötigt werden die Kenntnis über den Zirrhosegrad, Nierenfunktionswerte und Informationen über möglicherweise erfolgte Vortherapien.7 Die Dauer der DAA-Therapien ist mit i. d. R. 8 bis 12 Wochen relativ kurz. 

# Eine Hepatitis C gilt als chronisch, wenn klinisch und laborchemisch keine akute (ikterische) Hepatitis und anamnestisch und laborchemisch kein Risiko für eine Übertragung des Virus bzw. keine Evidenz für eine Serokonversion in den letzten 6 Monaten vorliegt. In diesen Fällen kann eine antivirale Therapie umgehend begonnen werden.7

§ Als von einer chronischen Hepatitis C geheilt gelten Patient*innen, die 12 Wochen nach Behandlungsende ein anhaltendes virologisches Ansprechen (sustained virologic response, SVR12) aufweisen.

  1. World Health Organization (WHO). Global Hepatitis Report, 2017; https://www.who.int/publications/i/item/9789241565455 [letzter Zugriff: 05.12.2022].
  2. Blach et al. Updated evaluation of global progress towards HBV and HCV elimination, preliminary data through 2021. Meeting of the American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) 04.-08.12.2022; Abstract 45, oral presentation.
  3. CDA Foundation. Countries/Territories Achieving Relative or Absolute Impact and Programmatic Targets – HCV; https://cdafound.org/polaris-countries-maps/ [letzter Zugriff: 05.12.2022].
  4. CDA Foundation. Country/Territory Dashboard [Germany]; https://cdafound.org/polaris-countries-dashboard/ [letzter Zugriff: 05.12.2022].
  5. Mitteilung Kassenärztliche Bundesvereinigung: Praxisnachrichten vom 12.08.2021; https://www.kbv.de/html/1150_53707.php [letzter Zugriff: 05.12.2022].
  6. Polaris Observatory HCV Collaborators. Lancet Gastroenterol Hepatol 2022; 7(5):396-415.
  7. Sarrazin C et al. Z Gastroenterol 2020; 58(11):1107-1131.

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