02.11.2023


Sprechstunde neu denken

Mehr Kapazität. Mehr Qualität. Mehr Flexibilität: Nach der Sprechstunde


Die Versorgung von Rheuma-Patienten ist aufgrund des Mangels an Rheumatologen nicht befriedigend. Können Ressourcen nach der Sprechstunde gespart werden? Ja, es gibt diverse digitale Angebote.

Diese Angebote wurden im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung unter dem Vorsitz von Dr. Peer M. Aries, Hamburg, und Dr. Martin Welcker, München, die Anfang 2023 im Lufthansa Trainingszentrum Seeheim-Jugenheim stattfand, vorgestellt und diskutiert.

Wie kann die Patientenbetreuung – auch nach der Sprechstunde – durch gezielte Steuerung und Empowerment verbessert werden Welche Angebote gibt es und wie kann ich sie an meinem Standort nutzen? Um diese Fragen ging es im dritten Teil der Fortbildungsveranstaltung unter Moderation von Prof. Dr. Jutta Richter, Düsseldorf.



Mobile Applikationen

RheCORD® ist eine digitale Tagebuch-App und ein zertifiziertes Medizinprodukt. Der Patient kann darin alle für ihn wichtigen Daten, wie z. B. zum persönlichen Krankheitsverlauf und Medikationsplan, Erinnerungsfunktionen für Termine, Medikamenteneinnahmen und Rezeptbestellung, aber auch alle wesentlichen standardisierten krankheitsspezifischen Fragebögen und Scores verwalten. Wenn die Patienten zustimmen, können die Daten direkt an die Praxis übertragen werden. Damit entfällt der Zeitaufwand für die Score- und Medikationserfassung am Empfang, und es wird bereits vor der Visite erkennbar, welche Schwerpunkte bei der Besprechung gelegt werden sollten, weil die Score-Daten bereits im Praxisdokumentationssystem enthalten sind.


Ein solches zentrales Dokumentationssystem ist beispielsweise RheMIT®. Darin können aber nicht nur die vor oder während des Arztkontakts erhobenen Daten wie Anamnese, Patient Reported Outcomes (PROs) und Scores aus standardisierten Fragebögen erfasst werden, sondern es ist darüber hinaus möglich, die Daten zur Leistungsabrechnung in Versorgungsverträgen oder für die Dokumentation in Projekten oder Studien zu exportieren. Letztendlich kann durch Verwendung des Systems Zeit eingespart werden, bei gleichzeitiger Optimierung der Behandlungsqualität.



Infotainment

Patienten sind digitalen Gesundheitsinformationen gegenüber grundsätzlich sehr aufgeschlossen und halten sie auch für hilfreich. Damit bietet es sich an, für die Patientenaufklärung Online-Videos einzusetzen. Thematisch kommen Informationen zur Erkrankung, zu Medikationen, Nebenwirkungen oder Komorbiditäten infrage, aber auch zur Praxisorganisation, zu Abläufen der Behandlung und besonderen Situationen (Impfung, Schwangerschaft etc.). Eine Video-Dauer von fünf Minuten wurde in einer Befragung von Patienten als genau richtig empfunden.

Genutzt werden können bereits produzierte, über die Rheuma-Video-Coach-Seite des BDRh oder YouTube zugängliche Videos, aber auch selbst produzierte Filme. Die Videos können in die eigene Homepage eingebettet und die Informationen dazu per E-Mail, über Flyer oder Aushängen eines QR-Codes weitergegeben werden.


Ein breites Angebot an Erklärvideos bietet das Netzwerk Autoimmunerkrankter e. V. (NIK e. V.).


Darüber hinaus bieten Videos die Chance, Patienten zu körperlicher Aktivität zu motivieren. Ein Beispiel ist Rheum-Yoga. Die Patienten können kostenfrei auf die Homepage zugreifen, auf der sie alle wesentlichen Informationen zum Übungsprogramm, dem Nutzen von Yoga bei rheumatischen Erkrankungen und den Dos and Don’ts bei den Übungen finden. Der Zugang ist einfach, orts- und zeitunabhängig und immer wieder nutzbar.


Interessante und wichtige Informationen, allerdings bislang nur in englischer Sprache, können Patienten auch über die European Reference Network (ERN) ReCon-Net Webinar Initiative erhalten. Die Webinare zu Bindegewebe- und muskuloskelettalen Erkrankungen werden monatlich um eine neue Folge ergänzt.


DiGAs

DiGAs – digitale Gesundheitsanwendungen – können von Ärzten und Psychotherapeuten verordnet werden, um bei der Erkennung und Behandlung von Krankheiten oder der individuellen Umsetzung von Behandlungsprozessen zu unterstützen. Zurzeit sind 49 DiGAs zugelassen und können verschrieben werden, die meisten Anwendungen betreffen den Bereich seelischer Störungen. Für die Rheumatologie nutzbar sind vor allem DiGAs zu Komorbiditäten, beispielsweise zu Schmerzen, Raucherentwöhnung, Schlafstörungen oder Depressionen.

Die Akzeptanz der Patienten ist hoch, ein Nutzen im Sinne einer Beschwerdebesserung wurde teilweise beschrieben. Allerdings ist die konkrete Anwendung ausbaufähig: Von 100% verordneten DiGAs laden die Patienten nur 54% auf ihre Endgeräte herunter, 51% nutzen sie mindestens einmal, aber nur 13% anhaltend über drei Monate.


Versorgungssymposium „Sprechstunde neu denken: Mehr Kapazität. Mehr Qualität. Mehr Flexibilität.“, Lufthansa Trainingszentrum, Seeheim-Jugenheim, 04. März 2023


Welche Möglichkeiten gibt es vor und in der Sprechstunde? 

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