28.09.2022


Posterpräsentation auf dem EADV-Kongress 2022

Systemtherapien in der Routineversorgung in Deutschland

 

Bei moderater bis schwerer Atopischer Dermatitis können Patient*innen von systemischen Therapien profitieren.1 Die ADopt-Studie untersucht, wie viele AD-Patient*innen in Deutschland laut Checkliste aus der S2k-Leitlinie Kandidat*innen für eine Systemtherapie sind. Mit Poster zum Download.


Atopische Dermatitis: Wie viele Patient*innen sind laut Leitlinie Kandidat*innen für eine Systemtherapie?

Patient*innen mit atopischer Dermatitis (AD) leiden unter einer starken Verminderung ihrer Lebensqualität, einschließlich Schlafmangel, Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit und der Arbeitsfähigkeit.2 Patient*innen mit moderatem bis schwerem Erscheinungsbild, die allein mit topischen Medikamenten nicht ausreichend behandelbar sind, kommen daher als Kandidat*innen für systemische Therapien infrage. Die Aktualisierung „Systemtherapie bei Neurodermitis“ zur S2k-Leitlinie umfasst eine Checkliste, die helfen soll, die Indikationsstellung zur Systemtherapie zu standardisieren.1

In einer Posterpräsentation im Rahmen des 31. EADV-Kongresses vom 07. - 10. September 2022 in Mailand wurden die Ergebnisse einer multizentrischen Studie vorgestellt, in der Kandidat*innen für eine Systemtherapie anhand dieser Checkliste identifiziert und nach zukünftigem Erhalt systemischer Therapien klassifiziert wurden. Diese querschnittliche Beobachtungsstudie wurde in 69 dermatologischen Kliniken und Praxen in Deutschland von April bis Oktober 2021 durchgeführt


EADV 2022: Poster zur Identifizierung von Systemtherapie-Kandidat*innen


Finden Sie hier das auf dem EADV-Kongress 2022 präsentierte Poster:

Patientenmerkmale, Kriterien zur Klassifizierung geeigneter AD-Patient*innen und Studienergebnisse.


Die Hälfte aller Kandidat*innen wird keine Systemtherapie erhalten

Von den 575 teilnehmenden AD-Patient*innen wurden 164 zum Zeitpunkt der Visite mit systemischen Therapien (SYS) behandelt, während 411 Patient*innen zum Zeitpunkt der Visite keine Systemtherapie erhielten (non-SYS). 38,7% aller non-SYS Patient*innen waren Kandidat*innen für eine Systemtherapie, in der SYS-Gruppe waren 29,3% der Patienten Kandidat*innen für den Wechsel einer Systemtherapie.

In der non-SYS-Gruppe erhielt etwa die Hälfte der Kandidat*innen (49,1 %) nachfolgend eine systemische Therapie (Dupilumab, Baricitinib, systemische Kortikosteroide, Cyclosporine, Andere). Jedoch wurde auch bei 50,9 % der Kandidat*innen der Studie zufolge keine Systemtherapie initiiert, häufig auf eigenen Wunsch der/s Patient*in. Ein weiterer häufiger Grund, keine Systemtherapie zu initiieren, war die Einschätzung des Arztes, dass die derzeitige Therapie ausreichend wirksam ist.

In der SYS-Gruppe wurde bei einem großen Anteil der Patient*innen (81,3 %) kein Wechsel seiner/ihrer derzeitigen Systemtherapie geplant, hauptsächlich da die bereits bestehende Therapie vom Arzt als ausreichend erachtet wurde.


Wichtigste Kriterien zur Bestimmung des objektiven Schweregrads

Die Checkliste der S2k-Leitlinie der AWMF für die Indikationsstellung zur antientzündlichen Systemtherapie der Neurodermitis bei Erwachsenen umfasst Parameter und Cut-off-Werte aus den folgenden drei Kategorien:

  1. Objektiver Schweregrad
  2. Subjektive Belastung
  3. Fehlendes Therapieansprechen

Die Indikation für eine Systemtherapie ist jeweils dann gegeben, wenn mindestens ein Kriterium jeder Kategorie zutrifft.2

Besonders häufig wurden die Kriterien oSCORAD > 20 und Therapierefraktäre Ekzeme an sensitiven/sichtbaren Arealen aus der Kategorie „objektiver Schweregrad“ mit „Ja“ beantwortet.

Weitere Informationen zur Häufigkeit, mit der einzelne Checklisten-Parameter in den jeweiligen Gruppen mit „Ja“ beantwortet wurden, finden Sie in der Poster-Publikation.


Gemeinsam informiert Therapieentscheidungen treffen

Das wichtigste therapeutische Ziel der Behandlung der AD ist die Kontrolle der Erkrankung und die Wiederherstellung der Lebensqualität des Patienten. Dies umfasst die Verringerung von Juckreiz und Hautentzündungen und die Verhinderung von Schüben bei gleichzeitiger Minimierung der Nebenwirkungen.3 In den letzten Jahren zugelassene innovative systemische Therapien weisen eine hohe Wirksamkeit bei der Behandlung der AD auf.4

Dennoch zeigt die vorgestellte Beobachtungsstudie, dass Systemtherapien nicht bei allen Patient*innen eingesetzt werden, die laut deutscher S2K-Leitlinie Kandidat*innen für eine Systemtherapie sind. Unter anderem lehnt ein Drittel der für eine systemische Therapie zulässigen Patient*innen eine Systemtherapie von sich aus ab. Dieses Ergebnis verdeutlicht die Bedeutung, den Wunsch der Patient*innen in die Therapieentscheidung mit einzubeziehen. Durch Patientenkommunikation und gemeinsame Therapieentscheidungen kann auch die Zufriedenheit der Patient*innen mit ihrer Behandlung verbessert werden, was nachweislich einen positiven Einfluss auf die Einhaltung der Behandlung und damit den Krankheitsverlauf nehmen kann.5


  1. Werfel T et al. Aktualisierung „Systemtherapie bei Neurodermitis“ zur Leitlinie Neurodermitis [atopisches Ekzem, atopische Dermatitis]. AWMF- Registernummer: 013-027 2020;
  2. Barbarot S et al. Epidemiology of atopic dermatitis in adults: Results from an international survey. Allergy 2018; 73(6):1284-93.
  3. Hajar T et al. New and developing therapies for atopic dermatitis. An Bras Dermatol 2018; 93(1):104-7.
  4. Silverberg JI et al. Comparative Efficacy of Targeted Systemic Therapies for Moderate to Severe Atopic Dermatitis without Topical Corticosteroids: Systematic Review and Network Meta-analysis. Dermatol Ther (Heidelb) 2022; 12(5):1181-96.
  5. Thibau IJ et al. Past, Present, and Future Shared Decision-making Behavior Among Patients With Eczema and Caregivers. JAMA Dermatol 2022; 158(8):912-8.

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