Zeitlich begrenzte Therapie der chronischen lymphatischen Leukämie

Durch das bessere Verständnis der Krankheitsmechanismen der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) konnten in den letzten zwei Jahrzehnten verschiedene zielgerichtete Therapeutika entwickelt werden, die die Prognose von CLL-Patienten, insbesondere Hochrisiko-Patienten, deutlich verbessert haben. Dabei kamen als mögliche Therapieoptionen zusätzlich zu kontinuierlichen Monotherapien auch zeitlich begrenzte Kombinationstherapien hinzu, die CLL-Patienten eine therapiefreie Zeit ermöglichen.

Beide Ansätze verfolgen unterschiedliche Strategien. Während die Dauertherapie eine anhaltende Krankheitskontrolle erzielen soll, führt die zeitlich begrenzte Therapie zu tiefen Remissionen und ermöglicht dadurch eine nachfolgende therapiefreie Zeit. Bei der Wahl der geeigneten therapeutischen Strategie müssen verschiedene Faktoren wie die biologischen Merkmale der CLL, eventuelle Vortherapien¹, Begleiterkrankungen und -medikamente² berücksichtigt werden. Gleichzeitig spielt auch die Präferenz des Patienten eine wichtige Rolle.  

Die zeitlich limitierte Therapie verspricht dabei während der therapiefreien Intervalle ein geringeres Risiko für kumulative Toxizitäten und Medikamenteninteraktionen. Durch die zeitliche Begrenzung kann auch die Resistenzentwicklung verringert ^3,4, und somit potenziell eine Therapie wiederholt werden⁵. In einer aktuellen Studie konnte zudem gezeigt werden, dass die humorale Immunantwort von CLL-Patienten auf mRNA ani-COVID-19 Vakzine während der therapiefreien Zeit nach einer Behandlung im Vergleich zu einer laufenden Therapie erhöht ist⁶.